"BerthanerInnen" verlegten Stolpersteine und gedachten der Opfer des Nationalsozialismus

Am 1. Oktober 2020 haben BerthanerInnen, Corona zum Trotz 17 weitere Stolpersteine in Oberhausen verlegt. Eigentlich wären diese bereits im März verlegt worden, aber die Schulschließung kam ihr um vier Tage zuvor. Folglich haben engagierte SchülerInnen des aktuellen Stolperstein-Geschichtskurses stellvertretend für die Abiturienten die Biographien verlesen.

Die SchülerInnen des Geschichtszusatzkurses des letzten Abiturjahrgangs haben die Schicksale von 12  Personen erforscht.  Um zu sehen, wie diese Menschen durch die Nationalsozialisten gelitten hatten, untersuchten die SchülerInnen alle Dokumente im Internet sowie im Stadt- und NRW-Archiv. Die Schüler scheuten keine Mühen, so haben sie z.B. einen Nachfahren aufgesucht oder seitenweise Übersetzungen vom Niederländischen ins Deutsche vorgenommen. Es war wie ein großes Puzzle.

Die Geschichte der jüdischen Familie Rosenbaum berührte die Schüler sehr. Die Eltern und ihre Tochter Meta sind vor den Nationalsozialisten in die Niederlande geflohen,  dennoch wurden sie ausfindig gemacht und in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Sowohl die Eltern wie auch ihre - damals 17 jährige – Tochter wurden schließlich in Auschwitz ermordet. Hätten unsere Schüler damals gelebt, hätte Meta ihre Schulkameradin oder Freundin sein können.

 

Der Leidensweg der Familie Mokry hat die Schüler ebenfalls geschockt. Herr und Frau Mokry waren Zeugen Jehovas und hatten ihren beiden Töchtern Margot und Helga verboten NS-Veranstaltungen zu besuchen. Für die Nazis war dieser Umstand bereits Anlass genug, um den Eltern das Sorgerecht zu entziehen und die Mädchen – damals 6 und 11 Jahre alt – in Erziehungsheime zu stecken und die Eltern später zu inhaftieren. Obwohl alle Familienmitglieder die NS-Zeit überlebt hatten, konnten wir nicht herausfinden, ob sie einander wiedergefunden und wie sie die drei jährige Trennung verkraftet hatten.

                                                                                                                  

Auch die Schicksale der anderen Menschen machten uns betroffen, denn wir sahen, wie konsequent die Nazis den Menschen ihre Freiheit, Würde und meist ihr Lebens raubten, nur weil sie nicht in ihr Weltbild passten. So wurde z.B. Herr Huber Böhmer ermordet, weil er Kommunist war. Nach Jahren in Haft und in verschiedenen KZs starb er für die Nazis Militäreinrichtungen bauend. Während das jüdische Ehepaar Stern ihre Firma im Zuge der Arisierung an „Deutsche arischer Rasse“ abgeben musste und sich kurz vor Kriegsbeginn 1939 durch Emigration nach New York retten konnte, wurde das jüdische Ehepaar Benger 1942 im Ghetto Izbica ermordet.

 

Der Kommentar einer Schülergruppe: „Für uns hier und heute unvorstellbar und unverzeihlich“ zeigt wie wichtig es ist, dass neue Generationen immer wieder erfahren, dass sich die Geschichte des Nationalsozialismus auch in ihrer eigenen Stadt und an Menschen wie uns schmerzlich ereignet hat. 

Möchtest du die Stolpersteine sehen? Hier die Adressen:
Roggenstraße 2 in Holten – Rosenbaum

Lanterstraße 22 in Buschhausen – Mokry

Postweg 24 in Sterkrade – Benger

Goethestraße 28 in Alt-Oberhausen – Böhmer      à 3 min. vom Bertha entfernt

Friedenstraße 47 in Alt-Oberhausen – Stern